Beinahe prophetisch mutete die Lesung aus dem Buch „Eine kleine weiße Feder" von Pfarrer Roland Breitenbach aus Schweinfurt an, der auf Einladung des Wallfahrervereins Mömbris, der Bücherei Mömbris und der Kolpingsfamilie Königshofen am Sonntag, den 24.11. ins dortige Pfarrheim gekommen war. Deren Vorsitzende Irmingard Grünewald begrüßte den Gast als Einen, der seit vielen Jahren dem Kahlgrund verbunden sei. Als Zeichen der Nähe zum Publikum nahm dieser nicht hinter, sondern auf dem Tisch Platz, um von dort einige Passagen aus dem mittlerweile vergriffenen Bändchen zu Gehör zu bringen.
In den folgenden anderthalb Stunden lauschten ca. 90 Zuhörerinnen und Zuhörer einem Szenario, das vor genau 20 Jahren geschrieben worden war. Niemand, er selbst am wenigsten, habe damals gedacht, wie nahe er dieser Vision von einer anders geführten Kirche im Schreiben gekommen sei, so der Autor.
Inhaltlich befasst sich das Buch mit der Amtszeit eines fiktiven Papstes, genannt Petrus II (mit weltlichem Namen Matteo Malo), der seinen traditionellen Platz in Rom verlässt, weil er spürt, dass sein Leben als oberster Hirte im Vatikan nichts mehr mit der Nachfolge Jesu zu tun hat. Deshalb geht er nach Lateinamerika, um den Menschen ganz nahe zu sein und mit ihnen „an der Basis" zu leben. Weil er weiß, dass nur gemeinsam um das Reich Gottes gerungen werden kann, beruft dieser Papst im Verlauf seines ungewöhnlichen, an die Lebensweise des Hl. Franziskus angelehnten Werdegangs ein neues Gremium: „Mit diesen sieben Frauen und Männern, den Vertretern der christlichen Kirchen in aller Welt, sollten die sieben altchristlichen Patriarchate auf neue Weise belebt werden... Einheit unter Bewahrung der Vielfalt".
Überhaupt konnte man sich während der Lesung nur wundern, wie nahe dieses fiktive Verständnis des Papsttums an die Aufbruchsstimmung in der - bislang freilich kurzen - Amtszeit des „echten" Papstes Franziskus I. heranreicht. Träume als Schlüssel zur Wirklichkeit: Dieses Stilmittel zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. So sei die Idee zu dem Buch während einer Reise durch die Toscana entstanden, berichtete der Autor. Er habe dort in einem Traum eine Kirche gesehen, an deren Eingangsportal der übliche Standort der Heiligen - links Petrus , rechts Paulus – vertauscht gewesen sei. Am nächsten Tag habe er bei einem Abstecher in ein entlegenes Tal zu einer kleinen Kirche genau diese vertauschte Darstellung vorgefunden. Beim Betreten sei eine kleine weiße Feder vom Dach gefallen – die Idee zu dem Buch war geboren. Dem Helden des Buches (und Pfarrer Breitenbach selbst, wie er gelegentlich einflocht) begegnen immer wieder kleine weiße Federn, wenn er vor wichtigen Entscheidungen steht. Dies sei symbolisch zu verstehen: Zartheit und Zärtlichkeit, eine Kultur der Liebe verändern die Welt, nicht mit Gewalt durchgeführte Anstrengungen.
Mit dieser Botschaft entließ Pfarrer Breitenbach das Publikum „hinaus in die Welt". Zuvor hatte ihm Werner Schmitt vom Wallfahrerverein Mömbris im Namen aller drei Gastgeber gedankt und als Präsent einen irischen Whiskey überreicht. Dass er diesen gerne trinke, habe sich bis hierher herumgesprochen. Der Gast konterte mit dem Hinweis, dass ihn nichts mehr wundere: seine Bücher hätten über die Tankstelle des Kurt Bathon in Gunzenbach Verbreitung in ganz Europa gefunden.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die drei Damen der Familie Poloczek aus Mömbris, Uta, Rebekka und Lea, die mit vier besinnlichen Stücken für Gitarre und Flöten die Veranstaltung auf anrührende Weise umrahmten. Besonders das letzte Stück passte hervorragend zum Thema des Abends: es war die Titelmusik zum Film „Forrest Gump", bei dem im Vorspann eine kleine weiße Feder leise vom Himmel fällt.
Die letzte Aufmerksamkeit des Abends gehörte Reinhard Stühler von der Bahnhofsmission Aschaffenburg, der für eine Benefizveranstaltung am Samstag, den 7. Dezember um 19 Uhr im Martinushaus warb: Der Straßbessenbacher Chor Concordia entführt dort in eine „Nacht am Broadway" mittels bekannter Musicalmelodien. Vorverkauf ist unter anderem in der Bahnhofsbuchhandlung, der Erlös aller Eintrittskarten zum Preis von 15 € geht an die Bahnhofsmission.
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